Vom Impuls zur Erstarrung: Die komplexe Wahrheit über ADHS und Entscheidungsfindung

Willkommen, liebe Leser*in. 


Hast du dich schon mal wie gelähmt gefühlt nach einem Impuls – unfähig, ins Handeln zu kommen?
Dieses Spannungsfeld ist eine häufige, aber oft übersehene Herausforderung für viele Menschen mit ADHS.

Heute werfen wir gemeinsam einen Blick auf die komplexen Zusammenhänge zwischen Impulskontrolle und Entscheidungsfindung bei ADHS – und entdecken praktische Strategien, wie du wieder handlungsfähig wirst.

List on ADHD symptoms on a notebook. Handwritten

Das Missverständnis rund um Impulsivität bei ADHS

Impulsivität bei ADHS wird oft fälschlicherweise als bloßes „Handeln aus einer Laune heraus“ verstanden – ohne Rücksicht auf Konsequenzen. Die Realität ist jedoch deutlich komplexer. Für viele Betroffene fühlt es sich eher an, als würden mehrere „Fernbedienungen im Gehirn“ gleichzeitig gedrückt – jedoch ohne Absprache. Dieses innere Chaos führt zu Handlungen, die spontan wirken, in Wahrheit aber Ausdruck eines tiefen inneren Kampfes sind: dem Ringen mit intensiven Impulsen.

Die gängige Annahme, Menschen mit ADHS seien impulsiv, weil sie leichtsinnig oder unüberlegt handeln, greift zu kurz. In Wirklichkeit handelt es sich um ein klinisches Phänomen – beschrieben als „Handeln ohne Voraussicht“. Das bedeutet: Worte oder Handlungen geschehen oft, bevor die Situation vollständig verarbeitet wurde. Entscheidungen entstehen so manchmal entgegen der eigenen Werte oder langfristigen Ziele.

Dazu kommt: Das ADHS-Gehirn verfügt häufig über eine geringere Anzahl an Serotonin-Rezeptoren. Das erschwert es, Impulsen zu widerstehen – sie fühlen sich stärker, dringlicher, unkontrollierbarer an. Diese neurobiologische Grundlage macht die Entscheidungsfindung zusätzlich herausfordernd. Es geht nicht nur um „schnelle Entscheidungen“, sondern auch um die emotionale und kognitive Belastung, die damit einhergeht.

In meinem Coaching unterstütze ich Frauen mit ADHS dabei, wieder in Verbindung mit sich selbst zu kommen – um bewusster zu spüren, was gerade wirklich wichtig ist. Wir üben gemeinsam, Entscheidungen nicht aus dem Kopf, sondern aus dem Körper heraus zu treffen.

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Sind ADHSler*innen also immer impulsiv?

Die kurze Antwort: Nein!

Das Problem mit der Impulskontrolle ist nicht nur impulsives Verhalten.

Aufgrund der exekutiven Dysfunktion, die viele ADHS-Betroffene erleben, funktionieren die natürlichen Filter für eingehende Informationen und Reize nicht ausreichend. Das bedeutet: Nach einem Impuls werden nicht genug ungeeignete Optionen aussortiert – es bleibt einfach zu viel im System. So entstehen nach einem einzigen Impuls unzählige mögliche Ideen und Szenarien.

Zum Beispiel: Du willst ein Problem bei der Arbeit lösen – plötzlich tauchen zig mögliche Wege auf. Oder du überlegst, ob du den Job wechseln oder in ein anderes Land ziehen sollst – und dein Kopf spielt unzählige „Was wäre wenn“-Szenarien durch.

Natürlich ist es sinnvoll, bei großen Lebensentscheidungen innezuhalten und sorgfältig abzuwägen. Doch das Problem ist: Diese Gedankenspiralen treten oft auch bei alltäglichen, kleinen Entscheidungen auf. Dinge, die eigentlich einfach lösbar wären, werden durch das Überdenken zur Belastung. Je mehr Optionen und potenzielle Konsequenzen auftauchen, desto größer wird der Druck – und am Ende passiert: nichts.

So entsteht das Paradoxon: Der Weg von Impuls oder Idee bis zur tatsächlichen Entscheidung oder Handlung dauert viel zu lange – das genaue Gegenteil dessen, was man unter Impulsivität versteht.

Dieses Muster zu erkennen ist der erste Schritt, es zu verändern.

Hilfreiche Tools können sein:

  • Achtsamkeit (um aus dem Gedankenkarussell auszusteigen),

  • klare Zeitlimits für Entscheidungen,

  • komplexe Entscheidungen in kleine, machbare Schritte aufteilen.

Und: Unterstützung von außen kann entlasten. Ein Coaching oder eine Therapie hilft dir, Klarheit zu gewinnen, passende Strategien zu entwickeln – und wieder handlungsfähig zu werden, ohne dich selbst zu überfordern.

Die meisten meiner Klientinnen kämpfen mit dem Thema Entscheidungen. Entweder handeln sie zu impulsiv und denken nicht über ihre Handlungen nach – oder sie denken so lange und intensiv darüber nach, dass am Ende gar nichts passiert und sie in Entscheidungsstarre geraten. In meinem Coaching arbeiten wir daran, eine gesunde Mitte zwischen diesen beiden Extremen zu finden.
— Dr. Kate Repnik, ADHS Coach

Entscheidungen treffen: Zu schnell oder zu langsam.

Ich sage meinen Klientinnen immer: Beide Arten, Entscheidungen zu treffen, sind wertvolle Ressourcen.

Schnell zu handeln ist eine Stärke – besonders in Situationen, in denen schnelle Entscheidungen gefragt sind, zum Beispiel in Notfällen oder wenn spontan gehandelt werden muss. Genauso wichtig ist es aber, Entscheidungen bewusst zu treffen und Optionen sorgfältig abzuwägen – vor allem bei langfristigen Themen wie Familienplanung oder dem Aufbau eines eigenen Business.

Das eigentliche Problem liegt nicht in den Entscheidungsstilen selbst, sondern darin, dass sie im falschen Kontext angewendet werden.

Wenn z. B. impulsiv auf etwas reagiert wird, das eigentlich reflektiertes Handeln erfordern würde – oder umgekehrt stundenlang über etwas nachgedacht wird, das eine schnelle Entscheidung bräuchte – dann entstehen Frust, Unsicherheit und manchmal auch ungünstige Konsequenzen.

Die gute Nachricht: Sobald du erkennst, wann welche Art von Entscheidung hilfreich ist, kannst du deine innere Steuerung besser regulieren – und deine Ressourcen gezielt einsetzen.

Wie kann ich bessere Entscheidungen treffen mit ADHS?

  1. Arbeite mit deinem Körper – nicht gegen ihn. Lerne, dein Nervensystem effektiver zu regulieren. Warum?Weil du dadurch den Zeitraum zwischen Impuls und Handlung verlängern kannst.So entsteht ein kleiner Moment zum Innehalten – besonders wichtig in Situationen, in denen du sonst vielleicht vorschnell handeln würdest.

  2. Verlangsame dein Tempo – nur ein kleines bisschen. Stell dir zwei Fragen: Möchte ich überhaupt handeln? Und wenn ja: Passt diese Handlung zu meinen Zielen, Bedürfnissen und aktuellen Prioritäten?

  3. Und genau da liegt oft die Schwierigkeit bei ADHS: Prioritäten setzen.

    Aber du kannst es üben. Frag dich ehrlich: Wie wichtig ist diese Entscheidung wirklich?

    Ein paar Beispiele aus dem Alltag:

  • Was esse ich heute Abend? Nicht zu viel drüber nachdenken – vertraue deinem Bauchgefühl. Im wahrsten Sinne des Wortes.

  • Welches Yoga- oder Fitnessstudio passt zu mir? Lies ein paar Bewertungen, aber dann: Geh hin. Teste es. Erleben gibt dir eine viel bessere Entscheidungsgrundlage als Grübeln.

  • Neues Hobby, aber das Equipment kostet ein Vermögen? Frag dich: Kannst du gebraucht kaufen oder erstmal minimal starten? Probieren geht vor Investieren.

  • Du überlegst ewig, ob du dir eine schöne neue Jeans gönnen sollst?Wenn du schon lange nichts Schönes für dich gekauft hast und es in dein Budget passt: Tu es. Du darfst dir selbst etwas schenken.

  • Welchen beruflichen Weg soll ich einschlagen? Diese Frage wirst du nicht um 3 Uhr morgens lösen. Finde lieber heraus, was du gut kannst – und was dein nächster, realistischer Schritt sein könnte. Dein Weg darf sich im Laufe des Lebens verändern.

ADHD specific Eisenhower matrix for prioritising tasks.

4. Nutze eine an ADHS angepasste Version der Eisenhower-Matrix.

Ordne deine Entscheidung nach Dringlichkeit und emotionalem Gewicht ein – das bringt sofort mehr Klarheit. Von dort aus kannst du einen nächsten, machbaren Schritt wählen.

Du musst nicht alles im Kopf entscheiden. Dein Körper weiß oft schon die Antwort.

🧠 Es verbindet Gefühle und Timing – nicht nur Logik und Dringlichkeit.
💡 Es ermöglicht dir, deine Energie und Werte zu ehren, statt dich durchzukämpfen.
🎯 Es hilft dir, nach innerer Motivation zu priorisieren – nicht nur nach äußeren Deadlines.
🧘🏽‍♀️ Es unterstützt dich dabei, deine Aufmerksamkeit mit Leichtigkeit zu lenken: „Nicht jetzt“ heißt nicht „nie“.

5. Wenn du deine Entscheidungskompetenz stärken möchtest – oder wichtige Entscheidungen vor dir hast –, kann es sehr hilfreich sein, mit einem Coach zu arbeiten.

Ein Coaching bietet dir nicht nur Klarheit und Struktur, sondern auch einen geschützten Raum, in dem du deine Muster erkennen und neue Wege entwickeln kannst.

6. Wenn du unsicher bist, wie viel Zeit du dir für eine Entscheidung nehmen solltest: Frag eine vertraute Person um Einschätzung. Oft fehlt uns selbst das Gefühl für ein „gesundes“ Zeitfenster – besonders bei ADHS.

7. In meinen Coachings unterstütze ich dich dabei, eine Mini-Routine zu entwickeln, die deinen Körper einlädt, in einen Zustand von Klarheit und Fokus zu kommen.

Mit Methoden aus der Körpertherapie und Embodiment gestalten wir gemeinsam Rituale, die dir helfen können, in deinen Hyperfokus-Modus zu kommen – gezielt und ohne Ausbrennen.

Ich nutze diese Strategien selbst regelmäßig – und es ist faszinierend, wie machbar und wirksam es sein kann, wenn du lernst, dich für deinen Flow zu öffnen.

Zusammenfassung

  • Impulskontrolle bei ADHS bedeutet nicht nur, zu schnell zu handeln – manchmal denken wir so lange nach, dass am Ende gar nichts passiert. Beides kann unglaublich anstrengend und entmutigend sein.

  • Der Ursprung von Impulsivität liegt im Gehirn, nicht im Charakter. Neurotransmitter-Ungleichgewichte und exekutive Dysfunktionen beeinflussen, wie schnell (oder langsam) wir nach einem Impuls ins Handeln kommen.

  • Die Entscheidungsfindung bei ADHS pendelt oft zwischen Extremen – blitzschnell oder quälend langsam. Der Schlüssel liegt darin, den eigenen Stil dem jeweiligen Kontext anzupassen.

  • Embodiment-Praktiken können dir helfen, die Pause zwischen Impuls und Handlung zu verlängern. So entsteht Raum zum Atmen, Fühlen und bewussten Wählen – auch wenn dein Kopf gerade im Chaosmodus läuft.

Wenn du – oder jemand, der dir am Herzen liegt – mit den Herausforderungen von ADHS ringst, lohnt es sich, professionelle Begleitung in Anspruch zu nehmen. Du musst da nicht alleine durch. Gemeinsam können wir aus Herausforderungen Wachstumschancen machen.

Du schaffst das.

Bis bald,

deine Kate

P.S.: Schau dir gerne meine aktuellen Angebote unten an!

Kate

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